Roncalli Schule Ibbenbüren

Mit vierzehn Schülerinnen begann im St. Josef-Stift am 16. April 1902 das erste Schuljahr der damaligen Höheren Töchterschule unter Trägerschaft der St. Mauritius-Gemeinde. Lehrerinnen waren die Schwestern von der Göttlichen Vorsehung.

 

Die Schule wurde von der Bevölkerung sehr gut angenommen. Im Jahre 1927 erhielt sie die staatliche Anerkennung als Mittelschule mit dem Recht, die Mittlere Reife zu erteilen.

Bilder aus den ersten Jahrzehnten der Schule lassen eine Zeit lebendig werden, die für unsere Generation schon Geschichte ist. Sie zeigen Mädchen – adrett in dunklen Kleidern und weißen Schürzen – gemeinsam mit ihren Lehrerinnen, den Schwestern von der Göttlichen Vorsehung. Die Bilder strahlen eine große Ernsthaftigkeit und Aufmerksamkeit aus, aber gleichzeitig auch eine fröhliche Ausgeglichenheit. Aus den Zeilen der Schwestern sprechen Liebe und Fürsorge, Freude am erzieherischen Wirken und Verantwortung vor dem Schöpfer.

 

Während des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte wurde die positive Entwicklung der Schule gebremst, denn auch das St. Josef-Stift blieb von den Übergriffen durch das nationalsozialistische Regime nicht verschont. Im Rahmen von Hitlers Gleichschaltungspolitik aller Lebensbereiche war eine christliche Erziehung nicht erwünscht.

Sehr sorgenvoll, allerdings auch vorsichtig kommentierten die Schwestern in der Chronik den von den Nationalsozialisten verfügten Aufnahmestopp. So ist über den 17. April 1939 zu lesen: „24 Schülerinnen waren angemeldet für die Sexta, durften aber nicht aufgenommen werden laut Erlass zwei Tage vor Schulanfang. Die Schule müsste gemäß ministeriellem Erlass allmählich abbauen." Gleichzeitig wurde massiver Einfluss auf die Schülerinnen des St. Josef-Stifts genommen, indem im November desselben Jahres Schulrat und Regierungsrat in die Klassen gingen, um die Mädchen zu überreden, doch die neue staatliche Wirtschaftsschule zu besuchen. Mit der Entlassung der letzten acht Schülerinnen wurde die Schule dann im Frühjahr 1944 geschlossen.

 

Trotz großer Beschädigungen, die durch Artilleriebeschuss in den letzten Kriegstagen am Gebäude entstanden waren, begann der Unterricht mit sieben Schwestern, zwei weltlichen Lehrkräften und 250 Schülerinnen 1945 neu. Es ist bewundernswert, wie wenig die Schwestern sich entmutigen ließen und im Vertrauen auf Gott an die Zukunft glaubten. „Und Gott hat gesorgt! Die höhere Mädchenschule wird wieder eröffnet!", so beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte der Schule.

Die Schule erfuhr einen breiten Zuspruch. Bereits 1950 erreichte sie mit 367 Schülerinnen die voll ausgebaute Doppelzügigkeit. Die steigenden Schülerzahlen der folgenden Jahre schufen Raumprobleme im St. Josef-Stift, die den Schulträger zu Neubauplänen veranlassten. Am 1. November 1973 konnte das neue, modern eingerichtete Schulgebäude bezogen werden.

In Erinnerung an das Leben Papst Johannes XXIII., dessen bürgerlicher Name Angelo Giuseppe Roncalli war, nannte die Schule sich fortan Roncalli-Realschule. Nicht ohne Grund wurde Papst Johannes XXIII. zum Namenspatron der Schule gewählt. Er setzte sich Zeit seines Lebens für eine Verständigung zwischen den Völkern ein. Noch wenige Monate vor seinem Tod im Juni 1963 unterschrieb er die Enzyklika „Pacem in terris“, einen großen Entwurf für den Weltfrieden, in dem die Menschen verschiedener religiöser und politischer Anschauungen in Harmonie, Gerechtigkeit, Sicherheit und Frieden leben.

 

1978 ging die Roncalli-Schule in die Trägerschaft des Bistums Münster über. Seit 1991 ist sie auch für Jungen geöffnet.